Die Wirkung von Musik in Sport- und Bewegungskontexten beschäftigt die Forschung seit über 100 Jahren. Die jüngsten Fortschritte in der digitalen Musiktechnologie und die Möglichkeit für Benutzer, ihre eigenen Wiedergabelisten zu formulieren, haben die Verbreitung von Musik sowohl im Sporttraining als auch in Fitnessstudios dramatisch erhöht. Selbst auf dem Hochaltar des internationalen Wettkampfs ist der Einsatz von Musik alltäglich geworden, da Sportler nach immer effektiveren Mitteln suchen, um ihren geistigen und körperlichen Zustand zu optimieren. Interventionen nehmen eine von drei Arten an, je nachdem, wann die Musik in Bezug auf die Aufgabe geliefert wird: Pre-Task, In-Task oder Post-Task. In der Forschung wurde der Anwendung von Musik als Erholungswerkzeug nach der Aufgabe nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Daher konzentriert sich dieser Beitrag auf Pre-Task- und In-Task-Musik, die die Hauptstütze ihrer Verwendung im Sport- und Bewegungsbereich darstellt. Auch die persönlichen und situativen Faktoren, die die Musikauswahl beeinflussen, werden vorgestellt.
Musik vor der Aufgabe
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Musik, die vor einer körperlichen Aufgabe verwendet wird, als starkes Stimulans dienen kann. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Aufgabe selbst ein hohes Maß an psychischer und physischer Erregung erfordert. Besonders gute Beispiele sind Aktivitäten wie Gewichtheben oder Sprinten, bei denen es auf den Einsatz aller wichtigen Muskelgruppen und eine kurze, intensive Anstrengung ankommt. In Übereinstimmung mit den verfügbaren Forschungsergebnissen haben viele Athleten Musik als Pretasking-Intervention vor dem Gewinn olympischer Medaillen verwendet, ein Beispiel ist der Schwimmer Michael Phelps. Musik vor der Aufgabe kann auch dazu dienen, einen Darsteller vor dem Wettkampf zu entspannen, wie die olympische Goldmedaillengewinnerin Kelly Holmes bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen demonstrierte. Zu den weiteren Funktionen gehört der Einsatz von Musik als Auslöser, um mentale Bilder hervorzurufen, die für die Aufgabe relevant sind, oder um einen bestimmten Aspekt der Technik zu betonen. Die Suggestionen, die vom lyrischen Inhalt der Musik getragen werden, können in dieser Hinsicht besonders stark sein.
Musik während der Aufgabe
Inzwischen gibt es eine Fülle von Forschungsergebnissen, die die Wirkung von Musik zur Begleitung verschiedener körperlicher Aufgaben dokumentieren. Seine wichtigsten psychologischen Wirkungen sind die Verbesserung positiver Gefühlszustände sowie Erregung und Ablenkung von den unangenehmen Empfindungen, die mit körperlicher Anstrengung und Müdigkeit verbunden sind. Es wird angenommen, dass dieser Ablenkungseffekt auf neuronaler Ebene stattfindet: Die Nervensignale, die auditive Informationen (Musik) enthalten, haben Vorrang vor denen, die sich auf die Anstrengung beziehen. Nähert man sich jedoch der Laktatschwelle an, die im Großen und Ganzen die Intensität ist, mit der man nicht mehr trainieren und den Atem anhalten kann, werden die Signale der Anstrengung stärker als die der Musik und der Ablenkungseffekt nimmt ab.

Während Musik bei hohen Trainingsintensitäten die Aufmerksamkeit nicht ablenkt, behält sie die Fähigkeit, Gefühlszustände zu erhöhen, was wiederum unsere Interpretation von Anstrengung und Müdigkeit verändern kann. Musik übt auch Verhaltenskonsequenzen auf die Trainierenden aus – nämlich eine Erhöhung der selbst gewählten Trainingsintensität oder eine Verlängerung der freiwilligen Ausdauer. Die Forschung hat gezeigt, dass Musik als Arbeitsverstärker besonders wirksam ist, wenn die Bewegung auf ihre rhythmischen Qualitäten abgestimmt ist. Dies kann die Bewegungseffizienz verbessern, indem eine regelmäßigere oder metronomische Arbeitsgeschwindigkeit festgelegt wird. Dieser synchrone Einsatz von Musik eignet sich besonders für sich wiederholende Ausdaueraktivitäten wie Laufen oder Schwimmen.
Musikauswahl
Der Nutzen von Musik hängt davon ab, ob sie sowohl für die jeweilige Aufgabe als auch für den jeweiligen Hörer geeignet ist. Sowohl beim Sport als auch bei der Bewegung besteht das Ziel im Allgemeinen darin, das Gefühl von Freude und Erregung zu steigern. Bei Zielsportarten wie Schießen, Golf oder Bogenschießen geht es jedoch in der Regel eher darum, zu sedieren als zu stimulieren. Daher wird leise oder langsame Musik (weniger als 80 Schläge pro Minute [bpm]) empfohlen. In Bezug auf die Steigerung der Erregung haben Studien gezeigt, dass laute Musik mit einem schnellen Tempo (über 120 bpm) und ausgeprägten rhythmischen Merkmalen besonders effektiv ist. In der Tat wird Musik am meisten bevorzugt, wenn ihr Tempo unter Berücksichtigung der Intensität der Übung gewählt wird. Ein Bereich von 125 bis 140 bpm scheint die Präferenz für Musiktempi über den gesamten Bereich der Trainingsintensitäten (z. B. vom Gehen bis zum schnellen Laufen) zu beschreiben. Einfach ausgedrückt: Wenn man härter arbeitet, bevorzugt man schnellere Musik, bis die Präferenzgrenze von ~140 bpm erreicht ist. Die Beziehung zwischen bevorzugtem Tempo und Herzfrequenz (HF), wie sie in einem Diagramm dargestellt wird, ist nicht linear, sondern krummlinig (siehe Abbildung 1).
Zu den musikalischen Qualitäten, von denen angenommen wird, dass sie das Vergnügen fördern, gehören die Melodie (Melodie) und die Reihe der verwendeten Harmonien. Harmonie bezieht sich auf das gleichzeitige Erklingen von Noten, was der Musik ihre emotionale „Farbe“ verleiht. Musik kann sich als besonders wirkungsvoll erweisen, wenn sie Assoziationen in sich trägt, die der Hörer persönlich als motivierend empfindet. Solche Assoziationen können durch die Populärkultur übertragen werden, z. B. in der Titelmusik im Zusammenhang mit Sportfilmen oder -veranstaltungen. Um eine maximale Wirkung zu erzielen, sollte die Musik unter Berücksichtigung des Alters, des Geschlechts, der Persönlichkeit (z. B. Introversion vs. Extraversion) und des soziokulturellen Hintergrunds des Hörers ausgewählt werden.
Abbildung 1 Beobachteter Zusammenhang zwischen Trainingsherzfrequenz und Musiktempopräferenz
Mittlerweile liegen 100 publizierte Studien vor, die die psychologische und arbeitsfördernde Wirkung von Musik in verschiedenen Sport- und Bewegungskontexten belegen. Es ist durchaus möglich, dass sorgfältig ausgewählte Musik längerfristige Effekte wie eine erhöhte Bewegungstreue hat. Musik kann einen zusammengesetzten Effekt ausüben, wenn sie in einem sozialen Umfeld eingesetzt wird, da sie den Korpsgeist beeinflussen und das Verhalten von unterstützenden Menschenmengen oder Gruppenleitern verändern kann. Im sportlichen Bereich ist Musik zu einem festen Bestandteil der Routine vieler Sportler vor dem Wettkampf geworden und ein potenziell mächtiges Werkzeug für den zukunftsorientierten Sportpsychologen.
Referenzen:
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