In den Neurowissenschaften gibt es verschiedene Aspekte, die die intrinsische Motivation im Spitzensport beeinflussen können. Sie bezieht sich auf das innere Verlangen und die Freude, eine Aufgabe aus eigenem Antrieb heraus zu erledigen, ohne äußeren Druck oder Belohnungen. Im Spitzensport können neurologische Prozesse die intrinsische Motivation auf mehrere Arten beeinflussen:
Belohnungssysteme im Gehirn
Inhalt
Das Gehirn hat komplexe Belohnungssysteme, darunter das dopaminerge System. Dopamin wird mit Belohnung und Vergnügen in Verbindung gebracht. Wenn ein Sportler positive Erfahrungen im Training oder Wettbewerb macht, wird Dopamin freigesetzt, was zu einem Gefühl der Belohnung führt. Dies kann die intrinsische Motivation stärken, da das Gehirn positive Erlebnisse mit der Sportausübung verknüpft.
Flow-Zustand
Der Flow-Zustand ist ein Zustand des völligen Eintauchens in eine Aktivität, bei dem Zeit vergessen wird und die Handlungen mühelos erscheinen. Neurologisch gesehen ist dieser Zustand mit einer optimalen Balance von Herausforderung und Fähigkeiten verbunden. Die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, Serotonin und Endorphinen während des Flow-Zustands kann die intrinsische Motivation fördern.
Ohne mit Deine Statistiken im Detail aufzuschlüsseln, so lässt sich festmachen, dass Du seit jeher dazu neigst, den ersten Satz abzugeben. Daraus lässt sich konkludieren, welches Level an Anspannung (Stress) du benötigst, um in den Flow zu kommen. Vice versa werden innere Blockaden evident.
è Eine geringfügige Korrektur der „Readiness“ von wenigen Prozentpunkten verschaffte Dir enorme Wettkampfvorteile.
Neuroplastizität
Neuroplastizität bezieht sich auf die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Erfahrungen zu verändern. Durch regelmäßiges Training und die Überwindung von Herausforderungen im Sport kann das Gehirn physiologische Veränderungen erfahren, die die intrinsische Motivation unterstützen, indem sie positive Assoziationen mit der sportlichen Betätigung schaffen.
Selbstbestimmungstheorie
Die Selbstbestimmungstheorie postuliert, dass Menschen ein grundlegendes Bedürfnis nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit haben. Wenn Sportler das Gefühl haben, Kontrolle über ihre Handlungen zu haben, ihre Fähigkeiten zu verbessern und in sozialen Interaktionen eingebunden zu sein, wird ihre intrinsische Motivation gestärkt. Neurologisch gesehen können diese Bedürfnisse mit der Aktivierung bestimmter Hirnregionen verbunden sein.
Emotionale Verarbeitung
Emotionen spielen eine entscheidende Rolle in der Motivation. Positive Emotionen, die während des Trainings oder Wettbewerbs erlebt werden, können die intrinsische Motivation stärken. Die Regulation von Emotionen durch das limbische System und die Interaktion mit höheren kognitiven Funktionen beeinflussen die Motivation auf neurologischer Ebene.
Evolutionär-genetische Prädisposition
Generell gesehen wurde das Verhalten von Raubtieren aus evolutionärer Sicht durch die natürliche Selektion geprägt, um ihre Fähigkeit zur Jagd, zum Fang von Beute und zum Überleben zu verbessern. Raubtierverhalten umfasst oft Anpassungen im Zusammenhang mit Sinneswahrnehmung, Fortbewegung und Jagdstrategien. Das evolutionäre Ziel von Raubtieren besteht darin, effektive Jäger zu sein, um Nahrungsressourcen für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung zu sichern.
Sapolskys Arbeit betont oft die Verflechtung von Biologie, Verhalten und Umwelt. Er belegt, wie bestimmte Raubtierverhaltensweisen als Anpassungsstrategien auf spezifische ökologische Herausforderungen und Chancen entstanden sind.
Stress & Coping Strategies
Robert Sapolsky hat in seinem Buch „Why Zebras Don’t Get Ulcers“ sowie in verschiedenen Vorträgen und Interviews ausführlich über Stress und seine Auswirkungen auf den menschlichen Körper und die Entscheidungsprozesse gesprochen. Hier sind einige der Hauptpunkte:
Physiologische Reaktion auf Stress
Er betont, dass der Körper eine evolutionär entwickelte Reaktion auf Stress hat, die als „Fight-or-Flight“-Reaktion bekannt ist. Diese Reaktion mobilisiert Ressourcen, um schnell auf eine Bedrohung reagieren zu können. Allerdings sind viele der modernen Stressoren, denen Menschen ausgesetzt sind, nicht physischer Natur, sondern eher psychosozial.
è Daran können wir anknüpfen und aus dem Wissen entscheidende Vorteile ziehen.
Chronischer Stress
Er hebt die Probleme hervor, die durch chronischen Stress entstehen können. Im Gegensatz zu kurzfristigem Stress, der für eine akute Bedrohung nützlich sein kann, kann langfristiger oder chronischer Stress zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, einschließlich Herzkrankheiten, Diabetes und immunologischen Störungen.
Als Tennisprofi bist Du beiden Stressfaktoren ausgesetzt. Das zu wissen ist entscheidend.
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Präfrontaler Kortex und Entscheidungsfindung
Der Präfrontale Kortex (PFC), ein Bereich des Gehirns, der für komplexe kognitive Funktionen und Entscheidungsfindung verantwortlich ist, ist besonders anfällig für die Auswirkungen von chronischem Stress. Sapolsky erklärt, dass der PFC während stressiger Situationen beeinträchtigt werden kann, was zu impulsivem Verhalten und eingeschränkter Fähigkeit zur langfristigen Entscheidungsfindung führen kann.
è Dieses Wissen können wir für Dich als Erfolgskonzept nutzen, aber auch als „Waffe“ gegen Deine nichtwissenden Konkurrenten einsetzen.
Coping-Mechanismen
Die Bedeutung von Bewältigungsstrategien, um mit Stress umzugehen, ist ein zentraler Faktor für den individuellen Überlebenskampf, die sich in jeder Lebensphase offenbart. Die Pflege sozialer Bindungen, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und andere gesunde Lebensgewohnheiten sind davon umfassen. Um die negativen Auswirkungen von Stress zu mildern, sind demnach weniger die situativen als die allgemeinen Bewältigungsstrategien relevant.
è Dieses Wissen und die entsprechende Adaption verhilft zu immensen Wettbewerbsvorteilen.
Individuelle Unterschiede
Menschen reagieren unterschiedlich auf Stress; genetische, Umwelt- und persönliche Faktoren spielen dabei eine Rolle, wie stark Stress eine Person beeinflusst.
Genau hier können wir hervorragend ansetzen. Am besten spielerisch und humorvoll, denn Humor ist ein Anti-Stress-Bombe.
Komplexe Wechselwirkung zwischen Stress, Gesundheit und Entscheidungsfindung sind zu durchschauen und in den Lebens-, vor allem aber in den Trainings- und Wettkampfalltag zu implementieren.
è Strategien zu Stressbewältigung garantieren die langfristige Minimierung/Reduktion negativer Auswirkungen.
In Deinem Fall geht es aber vornehmlich um die intrinsischen Motivatoren, die sich natürlich zum Teil auch aus externem Druck speisen.
Es ist großteils die Unsicherheit, ob Du Dich im gegebenen Moment auch richtig verhalten wirst bzw. hast. Die Abwägung zwischen Aggression und Konformität, edlem und forschem Verhalten ist eine wichtige. Ist man ein McEnroe, ein Kyrgios, ein Sampras oder Federer, ein Djokovic oder ein Nadal?
è Es gibt kein Allgemeinkonzept für Dich (für niemanden). Fakt ist, dass sich Dein Verhalten neuronal manifestiert hat und Du Dir gegebenenfalls ein hinderliches Korsett überstülpst und Dich in einen mentalen Zwinger begibst.
Es ist evident, dass es Dir an der nötigen Bissigkeit fehlt. Du hasst es nicht genug zu verlieren, Du bist zu nett am Platz, zu höflich in der Niederlage. Das sind alles scheinbar edle Verhaltensweisen, aber überaus hinderliche Verhaltensmuster. Du bist ein Tennisprofi und darfst nichts an mentaler Überlegenheit vorgeben.
Roger hat sein Karriere scheibchenweise gegen Djokovic verloren. Es nagt an ihm für den Rest seines Lebens. Er beschwichtigt sich selbst, indem er Nadal als größten Rivalen nennt. Er hat sich der Aufgabe Djokovic nicht zu 100% gestellt. Auch eine gewisse Hybris hat hier mitgespielt. Das mag seltsam klingen, aber er hat sich ab etwa 2010 sukzessive selbst abmontiert. Ein wenig „gerettet“ haben ihn sein Talent und günstige Turnierverläufe.
Das mag durchaus seltsam anmuten, aber Roger hat sich trotz der einzigartigen Erfolge viel zu verzeihen. Er hat in wenigen wichtigen Situationen die falschen Entscheidungen getroffen. Nicht aus freiem Willen, sondern aufgrund seiner Verhaltensmuster.
YEAR | TOURNAMENT | ROUND | OPONENT | MATCH POINTS WASTED | |
2019 | Wimbledon | Final | Novak Djokovic | 2 | |
2019 | Madrid | Quarter-final | Dominic Thiem | 2 | |
2018 | Wimbledon | Quarter-final | Kevin Anderson | 1 | |
2018 | Indian Wells | Final | Juan Del Potro | 3 | |
2017 | Stuttgart | Two | Tommy Haas | 1 | |
2017 | Dubai | Two | Evgeny Donskoi | 3 | |
2016 | Stuttgart | Semi-final | Dominic Thiem | 2 | |
2015 | Madrid | Two | Nick Kyrgios | 2 | |
2014 | Rome | Two | Jeremy Chardy | 1 | |
2013 | Dubai | Semi-final | Tomas Berdych | 3 | |
2011 | US Open | Semi-final | Novak Djokovic | 2 | |
2010 | Paris-Bercy | Semi-final | >Gael Monfils | 5 | |
2010 | US Open | Semi-final | Novak Djokovic | 2 | |
2010 | Miami | Two | Tomas Berdych | 1 | |
2010 | Indian Wells | Third | Marcos Baghdatis | 3 | |
2006 | Rome | Final | Rafael Nadal | 2 | |
2005 | Monte Carlo | Quarter-final | Richard Gasquet | 3 | |
2005 | Aust. Open | Semi-final | Marat Safin | 1 | |
2003 | Miami | Quarter-final | Albert Costa | 3 | |
2002 | Rotterdam | Quarter-final | Nicolas Escudé | 1 | |
2002 | Aust. Open | Two | Tommy Haas | 1 | |
2001 | Paris-Bercy | Two | Jiri Novak | 1 | |
2001 | Halle | Quarter-final | Pat Rafter | 1 | |
2000 | Wien | Semi-final | Tim Henman | 2 |
Tabelle: Vergebene Matchbälle.
Du selbst hattest einen entscheidenden Moment gegen A. Zverev bei den US Open. Alexander ist übrigens auch aufgrund seiner Diabetes in den entscheidenden Momenten seiner Stresssituation erlegen. Schlechte Resultate sind absolut normal und gehören zum Wettkampf dazu. Was nicht dazugehört ist ein allgemeiner Angstzustand, der Du jedenfalls unterbewusst verfangen bist. Hier müssen Synapsen neu geknüpft werden. Wie das geht, ist neurobiologisch zu lösen. Dass Deine genetische Prädisposition für einen positiven Abschluss (Sieg) grundsätzlich angelegt ist, hast Du Dir längst bewiesen.
In der klassischen Psychologie wird zwischen Misserfolgsvermeidern und Erfolgssuchern differenziert, was nur oberflächlich betrachtet zutreffend ist. Dennoch hat sich bei Dir ein innerer Entscheidungsprozess durchgesetzt, der nicht dem eines „Predator“ (Jägers) entspricht. Dies ist zum Teil sogar evolutionär begründbar. Zum anderen Teil ist es eine Frage der Stressbewältigung. Richtigerweise spielen beider Faktoren ineinander.
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